Eine Hintertür in chinesischer Solar-Hardware hat von Washington bis Brüssel die Alarmglocken ausgelöst, weil dadurch die ausländische Kontrolle über wichtige Energieinfrastrukturen möglich wäre. Wie Reuters berichtet, wurden bei Inspektionen versteckte Kommunikationsgeräte in bestimmten Solarwechselrichtern entdeckt. Jetzt würden US-Energiebehörden die Sicherheitsrisiken überprüfen, die von in China hergestellten Komponenten in der Infrastruktur für erneuerbare Energien ausgehen.
Normalerweise installieren US-Versorgungsunternehmen in der Regel Firewalls, um unbefugten Zugriff zu verhindern. Dennoch hätten die Analysten Kommunikationsmodule gefunden, wie zum Beispiel Mobilfunkgeräte, die in der offiziellen Dokumentation nicht aufgeführt waren. Diese könnten Hintertüren schaffen, mit denen die Sicherheitsschichten umgangen werden können.
Quellen erklärten gegenüber Reuters, dass die betrügerische Hardware alternative Kommunikationskanäle ermögliche, die dazu genutzt werden könnten, Energiesysteme aus der Ferne zu manipulieren oder zu deaktivieren. «Das bedeutet, dass es einen eingebauten Weg gibt, das Netz physisch zu zerstören», betonte eine dieser Quellen. Eine andere hätte gewarnt, dass das Ausschalten oder Ändern der Einstellungen von Wechselrichtern aus der Ferne die Stromnetze destabilisieren oder Stromausfälle verursachen könnte.
Das US-Energieministerium habe diese Möglichkeit eingeräumt und arbeite daran, die Transparenz bei importierten Technologien zu verbessern, so Reuters. Chinas Einfluss auf das Angebot von Wechselrichtern gebe Anlass zur Sorge. Die chinesischen Unternehmen Huawei, Sungrow und Ginlong Solis würden den globalen Wechselrichtermarkt anführen. Huawei allein habe 2022 einen Anteil von 29 Prozent an den weltweiten Auslieferungen gehabt. Obwohl das Unternehmen 2019 aus dem US-Wechselrichtermarkt ausgestiegen sei, beliefere es weiterhin andere Länder in großem Umfang.
Philipp Schroeder, CEO des deutschen Solarentwicklers 1Komma5, erklärte gegenüber Reuters, sein Unternehmen meide Huawei-Produkte aufgrund von Sicherheitsrisiken. Er fügte hinzu:
«Chinas Dominanz wird zu einem größeren Problem, da die Kapazität der erneuerbaren Energien in den westlichen Netzen wächst und die Wahrscheinlichkeit einer längeren und ernsthaften Konfrontation zwischen China und dem Westen steigt.»
Auch der European Solar Manufacturing Council habe die Ergebnisse als sehr besorgniserregend bezeichnet und die EU-Kommission aufgefordert, «eine Sicherheits-Toolbox» speziell für Wechselrichter einzuführen. Die Gesetzgeber in den USA haben laut Reuters bereits solche Schritte eingeleitet. Im Februar brachte der Senat ein Gesetz zur Abkopplung von der Abhängigkeit von ausländischen Angreifern bei Batterien ein, das dem Heimatschutz den Kauf von Batterien von sechs chinesischen Unternehmen bis 2027 verbieten soll.
«Die Bedrohung, die von der Kommunistischen Partei Chinas ausgeht, ist real und wächst», wird der Abgeordnete August Pfluger zitiert.
In ganz Europa würden die Regierungen die Überprüfung von Technologien für erneuerbare Energien aus China verschärfen, so Reuters. Litauen habe Gesetze erlassen, die den Fernzugang zu großen Solar- und Batteriesystemen einschränken. Und SolarPower Europe habe kürzlich in einem mit der internationalen Klassifikationsgesellschaft DNV erstellten Bericht über die Cybersicherheit informiert, «dass eine Beeinträchtigung von nur 3 GW an Wechselrichterkapazität das europäische Stromnetz stören könnte».
Auch die NATO befürchtet Reuters zufolge, dass Chinas Einfluss auf die Energieinfrastruktur immer größer wird. «Wir müssen strategische Abhängigkeiten erkennen und Schritte unternehmen, um sie zu verringern», habe ein NATO-Beamter mitgeteilt. Da kritische Infrastrukturen auf dem Spiel stünden, seien die Regierungen zum Handeln gedrängt, bevor das Risiko weiter eskaliere.
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